Allgemeines zur wörtlichen Rede (auch als direkte Rede bezeichnet)
Beispiele und Aufbau
Anhand der Beispiele erschließt sich bereits, welche Regeln bei Verwendung der wörtlichen Rede beachtet werden müssen.
Lucas meinte: „Ich glaube, ich habe einen Pickel auf der Nase.“
Julia antwortete: „Zeig mal her!“
Lucas fragte: „Und, ist es schlimm?“
„Da sieht man gar nichts“, erklärte Julia.
(Achtung: Bei einem Aussagesatz enfällt der Punkt innerhalb der wörtlichen Rede.)
„Bist du blind?“, fragte Lucas patzig.
„Stell dich nicht so an!“, polterte Julia.
„Ich brauche“, jammerte er, „eine Anti-Pickel-Creme.“
„Meinst du“, wollte Julia wissen, „das hilft so schnell?“
„Wenn nicht“, brummte Lucas, „bringe ich mich um!“
Die wörtliche Rede besteht aus der eigentlichen wörtlichen Rede und optional einem Begleitsatz, der wie im ersten Beispielsblock vorangstellt, im zweiten Beispielsblock nachgestellt oder wie im dritten Beispielsblock eingeschoben werden kann. Der Begleitsatz wird auch als Einleitungssatz, Einleitung oder Erklärung bezeichnet.
Dieser Befund hat Folgen für das Setzen von Satzzeichen. So kann die eigentliche wörtliche Rede immer nur aus einem Satz bestehen, wenn ein Begleitsatz vorhanden ist. Siehe dazu auch die Regeln.
Die eigentliche wörtliche Rede steht immer in Anführungszeichen.
Funktion des Begleitsatzes
Der Begleitsatz ermöglicht die eindeutige Zuordnung der wörtlichen Rede zu einer bestimmten Person. Ist die Zuordnung durch den Inhalt der wörtlichen Rede eindeutig, kann auf einen Begleitsatz verzichtet werden. Wird etwa ein Dialog verfasst, der aus zahlreichen Reden und Gegenreden besteht, läse es sich sehr holprig, wenn immer ein Begleitsatz verwendet würde. Hier kann weniger mehr sein.
Eine weitere Funktion des Begleitsatzes ist die Charakterisierung der eigentlichen wörtlichen Rede. So kann man den Sprechenden flüstern, schreien, keuchen, jammern, erklären, stottern usw. usf. lassen und so situative Atmosphäre schaffen. Ein Dialog ohne jeglichen Begleitsatz lässt offen, wie die Sprechenden miteinander reden. Als Autor verpasst man so eine einfache Möglichkeit, den Leser mitzureißen.
Es gibt mehr als das viel zu oft verwendete Begleitverb sagen. Im übrigen zeigen bereits die Anführungszeichen, dass etwas gesagt wird. Es verbleibt nur die Funktion der eindeutigen Zuordnung. Allerdings ist auch eine Beschreibung des Begleitverbs möglich; so kann man beispielsweise etwas laut oder leise sagen. Ein sparsamer oder wenigstens wohlüberlegter Einsatz dieses „Standard“-Begleitverbs ist demnach angezeigt.
Verwendung der wörtlichen Rede
Durch die wörtliche Rede, die auch als direkte Rede bezeichnet wird, kann man als Autor von Romanen, Erzählungen usw. usf. Charaktere sprechen lassen. Sie wird verwendet, wenn jemand tatsächlich etwas sagt. Als Stilmittel macht die direkte Rede Texte deutlich lebendiger und lockert sie (auch optisch) auf. Der Leser/die Leserin wird in die Handlung hineingezogen, da beispielsweise durch einen gut geschriebenen Dialog das Gefühl entsteht, sich neben den Sprechenden zu befinden. Man lernt die Charaktere kennen, indem sie selbst etwas sagen. Der Leser/die Leserin kann aus dem Gesagten eigene Schlüsse ziehen, Sympathie, Antipathie oder Gleichgültigkeit entwickeln. Gleichzeitig distanziert sich der Erzähler und gibt nicht alles, mehr oder weniger langweilig, vor. Das bedeutet freilich nicht, dass Texte, in denen auf wörtliche Rede verzichtet wird, grundsätzlich langweilig sind.
Anwendung findet die wörtliche Rede aber auch dann, wenn es auf den exakten Wortlaut ankommt. Wird beispielsweise ein Artikel über die Äußerungen einer in der Öffentlichkeit stehenden (vermeintlich wichtigen) Person verfasst, ist es angezeigt, das Gesagte genau wiederzugeben. Zwar kann sich auch die indirekte Rede exakt am Wortlaut orientieren, sie muss es aber nicht. Darüberhinaus geht bei Verwendung der indirekten Rede Authentizität verloren. Noch unauthentischer wird es, wenn es sich um einen schlichten Bericht handelt, bei dem auf wörtliche und indirekte Rede verzichtet wird.